Fünf Schritte vor, drei Schritte zurück

Mein Weg in Südafrika war in den vergangenen Monaten recht steinig. Aber auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man ja bekanntlich etwas Schönes bauen! Und so lasse ich mich nicht unterkriegen und versuche, jedem Rückschlag etwas Positives abzugewinnen…

Doch der Reihe nach. Denn zunächst gibt es eigentlich viel Positives zu berichten: Bei allen fünf Tagesstätten und der Suppenküche, die ich unterstütze, läuft es gut. Immer noch kommen jeden Tag über 150 Kinder dorthin und erhalten eine warme Mahlzeit und liebevolle Betreuung. Allerdings geht manches den typischen „African Way“: 5 Schritte vor, 3 Schritte zurück.

Fangen wir mit guten Nachrichten an …

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Waisenkinder vor der Tagesstätte Ndundweni

In der Tagesstätte Ndundweni hat die Betreuerin Themba Unterstützung bekommen: Eine junge Frau kommt nun drei Mal in der Woche, um die Mahlzeiten zuzubereiten und sauber zu machen. So hat Themba genügend Zeit, sich auf die Kinder zu konzentrieren und ihnen etwas beizubringen. Ich hoffe, die beiden kommen gut aus, denn Themba ist sehr eigen und mag das Ansehen als Kindergartenleiterin nicht teilen.

Die Tagesstätte Kuyasa wurde 2013 wegen guter Führung ja kurzzeitig von der Regierung übernommen, nachdem aber kein Geld mehr kam, wieder mit unseren Spendengeldern unterstützt. In der Zwischenzeit hat die Regierung nun noch einmal Lebensmittel geliefert. Doch es ist müßig nachzuhaken, warum nur so sporadisch Gelder fließen. Irgendwer in der Kette kann sie offenbar gut gebrauchen… Daher unterstütze ich Kuyasa auch weiterhin und freue mich darüber, wie vorbildlich Someni sich hier um die Kinder kümmert. Sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst, besonders seitdem vor ein paar Monaten ihr Mann gestorben ist. Seine Rente war ihre einzige Einnahmequelle gewesen. Nun braucht sie die Arbeit umso mehr. Da ich auf der Beerdigung Ehrengast in der Pastorenrunde war, kennt man mich jetzt in der ganzen Gegend und mein Verhältnis zu Someni ist noch enger geworden.

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Schulkinder in Norahs Suppenküche in Oswathini

Auch die Suppenküche von Norah Spiyas in Oswathini unterstütze ich noch regelmäßig mit vielen Lebensmitteln, Gas und Secondhand-Kleidung. Sie ist aber mittlerweile nur noch montags, mittwochs und freitags geöffnet. Das ist zwar  schade, aber für öfter reichen die Lebensmittel nicht. 50 Schulkinder zwischen 6 und 18 Jahren können eine ganze Menge vertilgen. Und es ist sehr zeitintensiv. So fährt Norah z.B. jede Woche zu einem 50 km entfernten Metzgerladen, wo sie kostenlos Fleisch- und Wurstreste bekommt, die für eine gute Woche reichen. Sie muss aber persönlich erscheinen.

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Zandile (rechts) und Margret vor dem neuen Creche in Oswathini

Ebenfalls in Oswathini befindet sich ein neuer Creche, den Zandile, Sister Beauty und Margret auf meine Idee hin im Januar gegründet haben. 20 kleine Kinder bekommen hier eine warme Mahlzeit, liebevolle Betreuung und sogar ein wenig Unterricht: Margret ist eine ehemalige Lehrerin und lehrt die Kinder mit Begeisterung. Von einigen Familien erhalten sie monatlich 50 Rand, die sie sich teilen. Denn die Idee war ja, mit der Tagesstätte nicht nur den Kindern zu helfen, sondern auch eine Einnahmequelle für Zandile und ihre zweijährigen Zwillinge zu schaffen, die sie natürlich mitbringt. Ich unterstütze den Creche regelmäßig mit Lebensmitteln, hin und wieder bringe ich auch Windeln, Waschpulver, Seife, Creme oder Kleidung mit für die Kinder, die aus ärmsten Verhältnissen kommen.

Aus meinem Creche in Gqugquma gibt es nicht viel zu berichten. Er läuft gut mit fast 30 Kindern, und ich bin mit der Betreuerin zufrieden. Die Sauberkeit lässt zwar manchmal sehr zu wünschen übrig, aber sie gibt sich Mühe und kümmert sich liebevoll um die Kinder. Und das ist die Hauptsache. Auch hier kommt an einigen Tagen in der Woche eine zweite Frau zur Hilfe.

Der Kindergarten EFAYE, den ich finanziell an die Kirchengemeinde Harburg abgegeben habe, aber weiterhin betreue, entwickelt sich zu einem Vorzeigeprojekt. Erst vergangene Woche wurde das Dach ausgebessert, die Decken renoviert und alles frisch gestrichen. Ich habe das benötigte Personal angeheuert, die Arbeiten beaufsichtigt und natürlich auch selbst mit Hand angelegt. Auch wenn dies eigentlich nicht mehr mein Projekt ist, so profitieren „meine“ Kinder auch davon. Die Kirchengemeinde hat mir zum Beispiel erst die Tage versprochen, 100 meiner Kindergartenkinder mit der Aktion „Love in the box“ unterstützen zu wollen. Das heißt, ich bekomme für jedes Kind einen Schuhkarton voll schöner und nützlicher Geschenke im Wert von rund 20 Euro. Das ist eine schöne Geste der weißen Farmer und eine Anerkennung für meine Arbeit, über die ich mich sehr freue. Die Kartons werde ich vor meiner Abreise nach Deutschland verteilen, das gibt eine Freude!

Zinhle mit der Studienbestätigung

Bildung ist der beste Weg aus der Armut. Davon bin ich überzeugt und unterstütze daher manchmal auch ältere Kinder, um ihre Chancen auf einen Job zu verbessern. So zahle ich seit März die Studiengebühren für Zinhle Zibula, die an einem Collage in der Nähe von Greytown studiert. Es sind 500 Rand plus 200 Rand Taschen- und Fahrgeld monatlich. Zinhle ist überglücklich, auf diese Weise studieren zu können und berichtet mir regelmäßig wie es läuft. Als sie mich im März ganz verlegen um Hilfe bat, musste ich nur kurz überlegen und fuhr sie noch am selben Tag persönlich zum College. Ab 1. September macht sie nun ein Praktikum und wird voraussichtlich Ende 2015 schon als Lehrerin unterrichten können und ein eigenes Einkommen beziehen.

Alidane, der ich vor zweieinhalb Jahren einen Laptop schenkte, arbeitet mittlerweile in der Verwaltung  eines Krankenhauses. Sie verdient  1.200 Rand im Monat, was nicht viel ist, aber ein Anfang. Mich verbindet seitdem eine echte Freundschaft mit ihr und ihrer Familie, denn damit ist allen geholfen.

Tja, und nun zu den Steinen, die bisweilen auf meinem Weg liegen…

Mein großes Vorhaben, in Emtulwa täglich rund 100  Schulkinder zu versorgen, ist leider immer noch nicht angelaufen. Für Februar war der Start eigentlich geplant und nun ist August! Damit habe selbst ich nicht gerechnet, obwohl ich weiß, wie lange manche Dinge in Südafrika dauern. Man hat mir für das Projekt die Community Hall zugesagt und sogar Strom versprochen – kostenlos, da ich ja damit die ganze Gemeinde unterstützen werde. Dieser muss „nur“ von einem 20 Meter entfernten Strommast, der die Schule versorgt, abgezapft werden. Doch das dauert …. Inzwischen wurden zwar schon Toiletten (eine Art Dixi-Klos) aufgestellt, Löcher im Zementfußboden ausgebessert und ums Haus herum Unrat und Müll entfernt. Stundenlang habe ich Gespräche geführt, um die Dinge voran zu treiben, doch bisher ohne großen Erfolg. Und da ich es diesmal auch nicht einfach selber machen kann, bleibt mir nur zu warten. Eines habe ich durch Emtulwa aber schon jetzt gelernt: Nie wieder werde ich in einer so frühen Phase von einem Projekt berichten, das noch nicht angelaufen ist – !

Auch privat gab es leider ein paar Rückschläge:

So hatte mein altes Auto im Mai einen Motorschaden. Da eine Reparatur zu teuer gekommen wäre, musste ich mir kurzfristig einen neuen Gebrauchten zulegen. Denn ohne Auto geht hier gar nichts. Um die Kinder in den Creches mit Lebensmitteln versorgen zu können, brauche ich einen fahrbaren Untersatz, der für jedes Gelände geeignet ist und auch sicher genug ist für diese abgelegenen Gebiete. Und das ist nun ein Toyota Hilux Pickup, 200.000 km gelaufen, den im Gegensatz zu meinem alten Landrover jede Werkstatt hier reparieren kann. Nach ein paar Tagen musste zwar schon die Gelenkstange ausgetauscht werden, aber seitdem läuft er wunderbar …toi, toi, toi.

Dafür hat man ihn im Juli ausgeraubt, trotz Alarmanlage! In der Nacht wurde die überdachte Ladefläche leer geräumt. Es waren Gott sei Dank nur Lebensmittel drauf, aber eine große Menge im Wert von etwa 150 Euro, weil ich vor den Winterferien noch einmal alle Creches versorgen wollte. Es war gekauft für die Armen und ist auch dort angekommen, wenn auch anderswo … 😉

Tja, und dann werde ich auch mein geliebtes Cottage leider vor meiner Abreise im November schon wieder räumen müssen. Eines der  5  Kinder der Farmbesitzer kommt Mitte Dezember aus England zurück und willl dort einziehen. Das ist zwar verständlich, aber für mich sehr traurig. Bisher hatte ich jedes Jahr woanders gewohnt und bei meiner letzten Rückkehr nach Südafrika zum ersten Mal das Gefühl gehabt, „nach Hause“ zu kommen… Die Suche nach einer neuen Bleibe ist nicht so einfach, da ich gerne auch ein Extrazimmer für Praktikanten und Kurzbesucher aus Deutschland hätte. Es muß nicht luxuriös sein, aber bezahlbar, und darf nicht zu weit von meinen Einsatzstellen entfernt sein. Aber ich bin sicher, dass sich was findet. Schließlich sind es noch fast drei Monate bis zu meiner Abreise.

An alle Spender nochmals vielen, vielen Dank von mir und meinen vielen Kindern für Eure Unterstützung!

Ohne diese Unterstützung könnte ich hier gar nichts bewirken. Aber gemeinsam können wir so einen kleinen Beitrag dazu leisten, die Welt ein wenig freundlicher zu gestalten und Liebe zu verbreiten.

Viele liebe Grüße aus einem immer noch staubtrockenen, Zuckerrohr-verbrannten und winterlichen Südafrika sendet euch

Eure south-african Helga!

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