Freudentränen über einen Computer

Im letzten Beitrag habe ich geschrieben, dass wir die Spenden grundsätzlich so einsetzen, dass möglichst vielen Kindern geholfen werden kann, um nicht Neid und Ungleichheit unter den Bedürftigen zu fördern. Allerdings habe ich selbst schon eine erste Ausnahme gemacht.

Die Tochter einer Tagesmutter, die ohne Entgelt in einer meiner Tagesstätten arbeitet, selbst nicht viel hat, und wirklich aus Liebe zu den Kindern hilft, hat nun ihre High School mit sehr guten Noten abgeschlossen. Als ich letztens nach Deutschland flog, gab Alidane, so heißt die 22-jährige, mir einen Brief mit, in dem sie um Spenden bat. Sie wollte studieren, aber das nötige Geld in der Familie fehlt. Ein Studium kostet pro Jahr umgerechnet mehr als 3.000 Euro plus Unterkunft und Verpflegung – was auch meine Vorstellung bei der Förderung eines einzelnen bei weitem übersteigt.

Ich fragte sie daher, was die Alternative sei und sie erzählte mir, dass ihr eine Firma in Durban ein gutes Angebot gemacht hat. Einzige Voraussetzung: Sie müsse ihr eigenes Laptop mitbringen. Dann würde das Unternehmen sie einarbeiten, ihr monatlich 1.500 Rand Lohn geben, freie Unterkunft stellen und als Mitarbeiterin übernehmen. Alidane sagte mir, das gefiele ihr und sie könne dadurch ja ihr Studium selbst finanzieren. Aber es fehlt der Laptop…

Also habe ich im Sonderangebot einen guten Laptop für rund 300,- Euro erstanden und ihn ihr „geliehen“. Sie bot mir an, ihn in kleinen Raten zurückzuzahlen, was ich proforma annahm. Denn bekanntlich sind Geschenke ja nicht so wertvoll, wie etwas, das man sich erarbeitet hat… Und nun startet sie im Juli mit ihrer Arbeit, kann dadurch ihre Familie entlasten und für sich selbst eine Zukunft aufbauen.

Es war mir fast peinlich, als Mutter und Tochter bei der Übergabe des Laptops in Freudentränen ausbrachen. Natürlich werde ich, wenn alles seinen gedachten Weg geht, den Laptop als Geschenk gegeben haben, nur muss man bei so etwas sehr vorsichtig vorgehen, um nicht als großspurig und „reich“ daherzukommen. Denn diese Menschen besitzen hier trotz oder gerade wegen ihrer Armut einen gesunden Stolz.