Hello again! Zurück in Deutschland im Juni 2025

Helga, die Mama Afrika

Hallo ihr Lieben,
schon wieder ist viel Zeit vergangen seit meinem letzten Update. Seit 2 Wochen bin ich nun wieder für ca. 3 Monate in good old Germany und muss erstmal „Luft schnappen“.

Ich bin mit Rolli und Steppjacke bei 34 Grad hier in Frankfurt gelandet – ja, ihr habt richtig gelesen: in Südafrika war Anfang Juni ein ungwöhnlich harter Wintereinbruch, mit Schnee und wahnsinnigen Stürmen. Dächer wurden abgedeckt und Bäume entwurzelt. Dicke Äste brachen ab so  dass die Avocados z.B. verfrüht geerntet werden konnten, da wir sie zu tausenden nur noch vom Boden aufheben brauchten.
Für die Region KwaZuluNatal, wo unsere Projekte liegen, war das ganz aussergewöhnlich, seit Jahrzehnten hat es dort nicht mehr geschneit. Habe mir sagen lassen, dass es sogar hier im TV in den Nachrichten gesendet wurde. Die Temperatur geht zwar höchstens bis 1 Grad runter aber in den Häusern ist es kälter als draussen, da es ja keine Heizungen, nur die Flattern gegen die Hitze gibt. Es ist zum lachen, ich habe mir eine Wärmeflasche gekauft, da sich zum Beispiel die Betten nicht nur kalt, sondern auch unangenehm feucht anfühlen.

Was das für die Ärmsten der Armen in ihren Lehm- und Blechhütten bedeutet, ist fast unvorstellbar. Wir helfen auch hier mit Decken, warmer Kleidung, Wärmflaschen, Gasflaschen und Lebensmitteln, damit sie sich eine warme Mahlzeit oder einen heißen Tee zubereiten, um sich ein wenig wärmen zu können. Am 21. Juni war hier bei uns der längste Tag, in Südafrika ist es der kürzeste Tag. Um halb 8 geht erst die Sonne auf und um 17 Uhr geht sie schon wieder unter und dann ist es fast sofort stockdunkel. Straßenlampen gibt es in unserer ländlichen Gegend nicht und man hält sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf der Strasse auf, das gilt besonders für mich als weiße Frau. Da sehr oft kein Strom, somit auch kein Internet und auch kein Wasser vorhanden ist, liege ich sehr oft schon um 18:30 Uhr im Bett. Dann bin ich auch ausgeschlafen, um um 6 Uhr morgens mit den Domenican Sistern in die Kirche zu gehen.

So beginnt für mich der Alltag, der an den Film „Sister Act“ erinnert. Könnt ihr verstehen, warum ich im Sommer lieber hier in Deutschland sein möchte? Tja, und bei den Temperaturen, die wir z.Z. hier haben, wird es wohl auch dem Letzten klar, dass sich der Klimawandel oder Umschwung weltweit bemerkbar macht. Afrika-Wetter in Germany und German-Wetter in Afrika…

Ich lebe ja in dem Convent Montebello, zusammen mit nur schwarzen Dominicaner Sistern und einem Boardinghaus (Internat) mit 250 schwarzen jungen Mädchen. Wenn die mit den manchmal grenzwertigen Umständen leben können, kann ich das auch. Es hat mich ja niemand gezwungen, meine Arbeit in Afrika zu verrichten. Wenn alles so wäre wie bei
uns, brauchten diese Menschen keine Hilfsorganisationen! Im Vergleich zu den Verhältnisen leben wir in Deutschland im Luxus mit Dusche, Strom, Internet, öffentlicher Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit und sind dessen manchmal gar nicht mehr bewusst.

Unseren 100 Kinder in der Tagesstätte in Oswathini und den  Betreuerinnen geht es gut. Sie sind unendlich dankbar für unsere Hilfe: ein gutes Frühstück, ein warmes Mittagessen und Kleidung. Für die 6 Betreuerinnen ist es ein Einkommen, auf das sie natürlich nicht verzichten wollen. Somit strengen sie sich an, alles zu meiner Zufriedenheit zu machen und den Kindern, die meistens Waisenkinder sind, auch Liebe und Geborgenheit geben.
Ausserdem muß ich mich auch in meiner Abwesenheit auf sie verlassen können.

Das „neue alte“ Auto, welches die Kinder morgens und spätnachmittags holt und bringt, damit sie sicher ankommen, tut gute Dienste. Ihr erinnert euch, dass das alte Ende letzten Jahres in Flammen aufging. Nur der geistesgegenwärtigen Reaktion des Fahrers ist zu verdanken, dass keinem Kind etwas passierte. Als der „VW-Bus“ anfing zu qualmen, hat er die 30 Kinder in Windeseile in den Straßengraben gelegt, bevor der Wagen explodierte. Für knapp 4.000 Euro haben wir dann einen Ersatz gefunden, der hoffentlich lange hält.
Mein Toyota Hillux Doublecap hat in der Zwischenzeit gute Dienste geleistet. Aber an meinem letzten Tag in SA hat er auf der Fahrt zum Flughafen gehörig gequalmt und musste abgeschleppt werden und in die Werkstatt. Ich hoffe es ist nichts Schlimmes, es hat „erst“ 380.000 km gelaufen. Ohne Auto geht in  Afrika gar nix.

Unsere kleine Privatschule läuft mit 6 Lehrern und im Moment 95 Kindern auch zu meiner Zufriedenheit. Sie muß nur in diesem Jahr noch um 2 weitere Klassenräume erweitert werden. Die Lehrer haben nur einen kleinen Versammlungsraum in einem kleinen Holzhäuschen, wo auch Elterngespräche stattfinden. Das reicht auch nicht für die Zukunft, da die Schule ja noch wächst. Nach wie vor sind hier natürlich auch Uniformen, Schuhe und Schulmaterial fällig. Und nicht jeder Schüler kann den Jahresbeirag von rund 80 Euro aufbringen. Das wir das Schulgelände und die Schule eingezäunt haben, damit in den Pausen kein Kind auf die Straße läuft, habe ich berichtet. Nun haben wir es noch mit einem richtigen abschließbarem Eingangstor vervollständigt.

Mit einer Sister aus dem convent, die Sozialarbeiterin ist, besuche ich jeden Monat 10 verschiedene, ganz arme Familien auf, auf die uns der Häuptling aufmerksam gemacht hat. Ihnen bringen wir food parcels für je 1.000 Rand, ca 50 Euro, und schauen was sie noch dringend benötigen. Das gleiche veranlasse ich in einer anderen Gegend, in Kokstad, wo ich über Ostern auch die Armut erlebte und den Menschen Hilfe zugesagt  habe. Eine Sister aus Kokstad übernimmt das gerne und sendet mir dann Bilder von der Übergabe.

Jungen Priestern, die  aus Nordafrika ins Kloster kommen, um in kürzester Zeit die Zulu – Sprache zu erlernen, helfe ich auch schonmal aus und wenn ich ihnen nur meine Ohren schenke. Sie dürfen die 3 Jahre nicht zu ihren Familien. Klar, dass dann schonmal Heimweh durchkommt.

Man nennt mich jetzt  MAMA – AFRICA und darauf bin ich ein wenig stolz!
Von den Sistern habe ich ein Dominican-Kreuz geschenkt bekommen und bin jetzt Sister Helga (not by profession but by heart, wie sie sagen).

So, jetzt habe ich euch genug erzählt, wie es in Afrika zugeht.
Sollte jemand eine Frage an mich haben, bitte jederzeit unter o163 471 42 49  privat.
Bis September bin ich noch in Deutschland.

Bis dahin einen wunderschönen Sommer, bleibt gesund,
mit liebsten Grüßen
Eure Helga Josche

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